Sidekick: Kindererziehung und Himbeer-Eis
14.4.2020 I Svenja Hirsch
Wie ich mich mit meiner Schwester verbündet habe, als sie noch ein Baby war und nicht wusste, wie ihr geschieht. Eine Geschichte zu der Frage „Welche ist deine Lieblings-Eissorte?“ und „Kennst du noch den Bofrost-Mann?“
Kennt ihr noch diese Wipper, in die man früher sein Kinder gelegt und bis zur Besinnungslosigkeit rauf und runter hat hüpfen lassen? Heute würden alle Experten für Kindererziehung und Helikopter-Eltern die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Damals fand ich das Ding ziemlich große klasse (und meine Kinder bekommen auch so einen, by the way).
Wipper, Süßkram, Kindererziehung?
Als ich aus dem Wipper rausgewachsen war, kam der erstmal beiseite und schließlich durfte meine Schwester die Freuden des stetigen Auf und Abs genießen! Ich machte mir einen Spaß daraus, sie in Bewegung zu halten und das Ganze mitunter so zu verstärken, dass sie fast aus dem Ding flog (wäre der Anschnallgurt nicht gewesen, den es dann doch gab).
Bei mir selbst weiß ich gar nicht mehr so genau, wie sehr meine Mutter darauf achtete, was ich aß. Aber bei meiner Schwester schaute sie schon recht genau hin. Zumindest als sie noch so klein war. Süßigkeiten waren also einigermaßen tabu. Bei Babys sicherlich nicht ohne Grund.
Wenn der Bofrost-Mann zweimal klingelt
Damals kam noch der BoFrost-Mann alle paar Wochen zu uns. Kennt den noch einer von euch? Meine Mama bestellte dort einiges, um nicht so oft einkaufen fahren zu müssen. Darunter auch das sogenannte HimBo. Ein Himbeer-Eis oder besser: Eine Vanille-Eis, überzogen mit einer Art Wassereisschicht aus Himbeeren. Meine persönliche Lieblingssorte, die ich sehr oft aß. Insofern hatte meine Mutter zu diesem Zeitpunkt die Kontrolle über mein Essverhalten schon etwas verloren. Bei meiner Schwester wähnte sie sich in Sachen Kindererziehung noch auf der sicheren Seite. Bis eben zu jenem Tag, als ich mal wieder mein geliebtes Eis aß und meine Schwester ruhig und zufrieden in ihrem Wipper vor sich hin drömelte.
Ich fand es dann wohl doch einigermaßen ungerecht, dass nur ich den Süßkram essen durfte. Übrigens wusste ich sehr genau, dass meine Mutter nicht wollte, dass das Baby etwas davon ab bekam. Also passte ich einen geeigneten Zeitpunkt ab, als Mama gerade durch die Tür verschwunden war. Und steckte meiner Schwester, schwupps, das Eis in den Mund! Die fand das süße Zeug so klasse, dass ich ihr gleich eine zweites Mal das Eis in den Mund schob. „Was machst du denn da?“ Ich war so erschrocken, als meine Mutter hinter mir stand!
„Guck, sie mag das.“, sagte ich nur.
Mama lachte – und ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch irgendwo ein Foto von gibt, auf dem ich vor dem Wipper hocke und meine Schwester mit großen Augen auf das Eis guckt.
Wann die Geschichte bei uns auf den Tisch kommt? Wenn es darum geht, wie gerne wir Süßes essen (oder aßen, ich bin ja mittlerweile zuckerfrei). Oder wenn wir aus irgendeinem Grund über unsere Lieblingseissorten oder unsere erste feste Nahrung sprechen.
Manchmal sind es die kleinen Tabubrüche, die uns die meiste Freude bereiten und lange in Erinnerung bleiben.
Think about it.
Text: Svenja Hirsch
Skizze: auch
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